Letztes Jahr wurde mir eine besondere Ehre zu Teil, die ich heute weitergeben darf. Der Superbuffo Award wurde im Jahr 2005 ins Leben gerufen und wird seitdem jedes Jahr vom Vorjahrespreisträger weitergegeben an Künstler, die ganz bewusst auch im öffentlichen Raum wirken. Der Preis ist nicht dotiert, es ist nur ein kleiner Ring und eine Handvoll Ehre, ist das nicht schön?Im Jahr 2013 hat der Vorjahrespreisträger (Knäcke) den Begriff des Künstlers etwas weiter gefasst und den Preis an zwei Kollegen verliehen, deren große Kunst es ist, schöne Veranstaltungen auf dieBeine zu stellen. Rainer und Iris Dassler aus Darmstadt, von denen ich letztes Jahr den Preis erhalten habe. Somit bin ich dieses Jahr die omnipotente und allein entscheidende Jury, und ich möchte das nutzen, um vielleicht eine kleine Tradition ins Leben zu rufen. Ja, auch die diesjährigen Preisträger gehören zur Sparte der Kunst des Veranstaltens. Ich finde es gut und wichtig, dass sich Künstler und Veranstalter gegenseitig Respekt zollen, denn letztendlich können wir nur Hand in Hand die Kunst im öffentlichen Raum vorantreiben. Julia und Kathrin haben Anfang dieses Jahrtausends zum Straßentheater gefunden. Beim La StradaFestival in Bremen haben sie beide als Praktikantinnen angefangen und später von 2006 bis 2011 für Programmgestaltung und Festivalleitung mit verantwortlich gezeichnet. Im Jahr 2009 haben sie das Konzept von La Strada erfolgreich nach Rotenburg an der Wümme exportiert, seitdem ist die Straßenkunst einmal im Jahr Anfang September in Rotenburg zu Hause. Im Jahr 2011 veranstalteten Kathrin und Julia, nun schon unter ihrem Künstlernamen zweifellos.net, im Rahmen der Landesgartenschau in Norderstedt das erste ParkPerPlex Festival, das sich auch als jährliche Veranstaltung im Norderstedter Kulturprogramm etabliert hat. Mit diesen Festivals haben sie, zumindest in Norddeutschland, das Erscheinungsbild des Straßentheaters entscheidend mitgeprägt. So viel zu den Fakten. Warum möchte ich nun gerade diese beiden Damen mit dem Superbuffo Award schmücken? Weil sie ihre Sache mit einer Leidenschaft ausüben, die die Künstler und das Publikum zu spüren bekommen. Kathrin und Julia legen bei der Programmgestaltung sehr viel Wert auf eine große Bandbreite, Künstler vom alten Schlag finden bei ihnen genauso Platz wie Newcomer mit Vision. Trends werden feinfühlig aufgespürt und dem Publikum näher gebracht. Für große und kleine Produktionen finden sie stets den passenden Ort, damit die Shows ihre volle Wirkung entfalten können. Das Programm gefällt, ist dabei aber nicht immer nur gefällig. Die richtige Mischung machts. Auch hinter den Kulissen stimmt alles. Die beiden schaffen es doch immer wieder, bei den Künstlern und auch bei den vielen freiwilligen Helfern eine so schöne Athmosphäre zu schaffen, dass man sich auf ihren Festivals richtiggehend zu Hause fühlen kann. Und das ist eines der schönsten Geschenke, die man uns fahrendem Künstlervolk machen kann. Kathrin und Julia haben jetzt eine neue, nicht unbedingt einfache Aufgabe. Das Tete a Tete ist eines der größten Festivals seiner Art, mit einer langen Erfolgsgeschichte. Man kann wohl davon ausgehen, dass die internationale Straßentheaterszene genau hinsehen wird, wie sich die neuen Festivalleiterinnen schlagen werden. Welche Traditionen werden beibehalten? Wo werden neue Akzente gesetzt? Da muss man als Veranstaltungskünstler seinen Spagat schon beherrschen. Ich glaube ich spreche für den Großteil der Künstler, die schon mal mit Kathrin und Julia zu tun hatten, wenn ich ihnen mit der Verleihung des Superbuffo Award 2015 das Vertrauen ausspreche, dass sie auch dieses Kunststück mit Bravour meistern werden. Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg! Matthias Romir